Unfassbar ist es, dass manche Menschen aus dem Leid anderer Vorteile ziehen wollen. Ich kann es kaum glauben, wie eiskalt und herzlos eine Person sein muss, die die unendlich leidenden Eltern absichtlich in Hoffnung versetzt, nur um Geld von ihnen kassieren zu wollen. Solche Erpresser müssten nicht nur wegen Erpressungsversuch bestraft werden, sondern auch noch wegen seelischer Grausamkeit dazu.

Kaum zu ertragen muss die Ungewissheit und das Leid der Eltern der kleinen Madeleine sein. Wenn man doch bloß herausfinden könnte, ob das Kind noch lebt oder nicht! Und wenn nicht, wie hat sich das Verbrechen abgespielt?
Ich versuche, mich in die Lage der Eltern zu versetzen. Ich glaube, Madeleines Eltern wollen genau wissen, was ihrem kleinen Liebling angetan wurde. Das Leid meines geliebten Kindes zu kennen und gemeinsam mit ihm zu leiden, ja wenigstens in Gedanken in seinen schlimmsten Momenten bei ihm zu sein, das wäre mir als Mutter ein Bedürfnis, das, so würde ich empfinden, wäre ich meinem geliebten Kinde schuldig, wenn ich schon nicht in der Realität bei ihm sein durfte.
Furchtbar, einfach furchtbar. Wie können die Eltern diese Pein nur aushalten? Sie können niemals abschließen. Wie denn, ohne das Wissen um den Ausgang?
Und die kleine Madeleine – was hat sie durchmachen müssen? Welche Ängste und Qualen? Lebt sie noch? Wenn ja, wird ihr erzählt, dass ihre Eltern sie nicht mehr haben wollen? Wurde sie neuen „Eltern“ zugeführt, denen sie sich allmählich schüchtern annähert? Oder ist etwas ganz anderes, unaussprechlich Furchtbares mit ihr geschehen?
Wir alle hoffen mit den Eltern auf baldige Gewissheit …

Undine März

Von hemueveg