Nun versuche ich, eine Antwort auf folgende wichtige Frage zu finden: Werden wir Menschen durch unsere Geistseelen gesteuert? Sind wir unsere Geistseelen?

Ich bin zu der Ansicht gelangt, dass es nicht so ist.

 

Unser Verhalten wird vom Gehirn bestimmt

 

Ich denke, unser Verhalten als Mensch auf der Erde wird von unserem fleischlichen Gehirn bestimmt. Angeborene organische Hirnstrukturen plus Erfahrungen (besonders in der Kindheit) formen uns zu dem Menschen, der wir sind. So entstehen unterschiedliche Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen, die alle von unserem Gehirn ausgehen. Wird unser Gehirn manipuliert (durch Drogen beispielsweise) oder organisch versehrt, kommt es zu Verhaltensveränderungen, ja unter Umständen kann aus Intelligenz sogar mit einem Schlag Schwachsinnigkeit werden. Das sind klare Beweise, dass unser irdisches Verhalten von unserem versehrbaren Gehirn abhängig ist.

 

Die Seele ist göttlicher Zuschauer

 

Unsere Seele, der Gottessplitter in uns, ist göttlicher Zuschauer und sammelt dabei Erfahrungen. Sie ist und bleibt ein Teil Gottes und kann nicht versehrt werden. Sie kann nur über mehr oder weniger Erfahrungen verfügen – das ist alles. Eine Seele, die nach ihrer langen Odyssee durch das Pflanzen- und Tierreich bewusstseinsmäßig entsprechend herangereift ist, inkarniert endlich in einen Menschen. Sie ermöglicht ihm sein Leben und ist tief im Innern verbunden mit ihm, aber überlässt seinem Gehirn komplett alle seine Entscheidungen. Sie ist nicht verantwortlich für sein Verhalten.
Wie komme ich zu dieser Überzeugung?

 

Ewige Reue wäre ewige Hölle

 

Manche Menschen begehen mit voller Absicht grausame Taten. Wenn die Verantwortung dafür bei ihrer Seele läge, könnte diese kein Teil Gottes sein, so einfach ist das. Denn Gott strebt immer nach Liebe und Harmonie. Da die Seele aber sehr wohl ein Teil Gottes ist, kann es nicht sein, dass sie zur Grausamkeit anleitet.
Und wie könnte außerdem eine untatenbehaftete Seele, die ja ewig lebt, sich selbst je verzeihen? Das geht doch gar nicht. Es gibt Menschen, die glauben, dass eine Seele aus guten und bösen Taten lernt und geläutert daraus hervorgeht. Aber man stelle sich das doch einmal realistisch vor: Wieviel Kaltschnäuzigkeit müsste so eine geläuterte Seele aufbringen, das Leiden ihrer Opfer, das sie zu verantworten hat, je aus ihrem Gedächtnis fortzuwischen? Wie könnte sie die schlimmen Bilder und Situationen (Morde, zugefügte Qualen, Kriege usw.) nur je vergessen? Das geht doch gar nicht. Ich könnte das nie.
Nein, je höher und liebevoller eine Seele entwickelt ist, umso weniger wäre sie in der Lage, sich selbst zu vergeben und umso qualvoller wäre ihr Schuldgefühl auf ewig. Ewige Reue aber käme einer ewigen Hölle gleich. Das geht gar nicht.
So bleibe ich dabei:
Die Seele inkarniert, doch sie bleibt göttlicher Zuschauer. Sie trägt keine Verantwortung für das Verhalten ihres Menschen. Sie sammelt Erfahrungen durch all sein Denken, Fühlen und Tun. Freilich gefällt ihr dieses nicht immer. Dann meldet sie sich als Gewissen in ihm. Wir alle kennen das. Deshalb gilt der folgende Rat: Wer auf sein Gewissen hört, hört auf seine Seele (und somit Gott) in sich.
 

Auch bei Tieren übernimmt die Seele nicht die Steuerung

 

Somit müsste auch die Frage geklärt sein, wer all die Tiere anleitet, die mit tierischer Heimtücke andere Tiere anlocken oder sie brutal überfallen, um sie zu fressen. Es sind nicht die Seelen, die in ihnen inkarniert sind. Denn Seelen sind Anteile von Gott und leiten nicht zur Grausamkeit an.
Nein, es sind ihre tierische Gehirne, die sich evolutionär entwickelt haben und ihr Verhalten steuern – ebenso wie ihre Fähigkeiten und körperlichen Waffen evolutionär gewachsen sind. Beides – Verhalten und körperlicher Aufbau der Tiere – dient der Anpassung und Behauptung ihrer Art. Die in ihnen wohnenden Seelen sind göttliche Zuschauer und Erfahrungssammler.

 

Gott straft nicht

 

Nun lautet die berechtigte Frage: Was passiert mit einem Menschen, der andere quälte oder tötete? Antwort: Er stirbt wie jeder andere Mensch auch, oftmals unerkannt und ungestraft. Wer glaubt, der kriegt eines Tages seine Strafe von Gott, irrt sich. Denn Gott straft niemanden. Eine Bestrafung würde klar dem Gesetz des freien Willens widersprechen und hätte außerdem keine echte innere Einsicht zur Folge. Sie wäre schlichtweg sinnlos. Ich denke, wir müssen uns von dem Wunschdenken, dass grausame Menschen von Gott bestraft werden, verabschieden. Höchstens sie selber können sich bestrafen, denn man weiß, Menschen, die bereuen, leiden sehr stark. Es gibt aber auch Menschen, die nichts bereuen. Sie sterben eines Tages wie alle anderen – und weg sind sie.

 

Was geschieht mit der Seele eines grausamen Menschen?

 

Sie ist nicht schuld an seinem Verhalten. Sie hat ihn nicht zu seiner Grausamkeit angestiftet. Sie hat Schlimmes mitansehen und entsprechende Erfahrungen machen müssen, die sie als göttliches Wesen sehr schmerzten. Oft hat sie versucht, sich als Gewissen bei ihm zu melden und ihn zur Besinnung zu bringen – aber umsonst. Ihr Mensch traf seine Entscheidungen ganz allein nach seinem speziell tickenden Gehirn.
Seine in ihn inkarnierte Seele hat sein Leben wie einen Film mitverfolgt – bis zum Schluss. Sie hat viele solcher Filme (Leben) in sich gespeichert, kennt sie alle auswendig, vergisst nichts. Es kann sein, dass sie sich voller Neugier auf den nächsten Film (die nächste Inkarnation) stürzt, dann ist sie wahrscheinlich noch sehr jung und möchte noch mehr Erfahrungen sammeln. Es kann aber auch sein, dass sie anhält und genug hat. Dann steht sie mit Sicherheit schon hoch auf der Bewusstseinsleiter.
Alle Seelen sind Gott bzw. göttliche Verdichtungen/Gerinnsel seinerselbst. Um sie geht es – nicht um die Läuterung des irdischen Menschen. Menschen sterben – grausame wie liebevolle – und dann sind sie weg. Doch Seelen lernen aus den Erfahrungen, die ihnen die körperlichen Lebewesen liefern, und klettern dadurch Stück für Stück auf der Bewusstseinsleiter höher. So wird aus der reinen emotionslosen, aber harmoniestrebigen Intelligenz des Gottesgeistes echte auf Erfahrung beruhende Weisheit mit allen dazugehörigen Gefühlen der Individuen seinerselbst. Kurz gesagt: Gott erwacht zum Leben. Seine vielfache Personifizierung verwirklicht sich. Nun geschieht ein wunderbares göttliches Miteinander, geprägt von Liebe, Kommunikation, neuen Projekten und immer weiterem Dazulernen. Das Leben steht nie still. 

 

Nur die Liebe zählt

 

Noch eine Erkenntnis: Wir müssen uns keine Sorgen machen, hier und jetzt auf Erden nicht genug Zusammenhänge verstanden zu haben. Seien wir ganz entspannt. Denken wir in diesem Zusammenhang nur an all die geistig behinderten Menschen, die gar nichts verstehen können. Dennoch können ihre Seelen hoch entwickelt sein, wir wissen es nicht.
Auch denke ich, dass Menschen nicht unbedingt an Gott glauben müssen. Viel wichtiger als Verstehen und Glauben ist, dass Menschen in Liebe miteinander leben. Dann schwingen sie automatisch im Einklang mit ihrer Seele und auch mit den anderen Seelen, die ja alle zusammen Gott sind. Das Gefühl der Liebe tritt spürbar in Erscheinung und tut allen gut. Die Liebe hilft allen Seelen, egal auf welchenm Entwicklungsstand sie sich befinden, bei ihrer Weiterentwicklung.
Die Seele inkarniert, doch sie bleibt göttlicher Zuschauer. Sie trägt keine Verantwortung für das Verhalten ihres Menschen. Sie sammelt Erfahrungen durch all sein Denken, Fühlen und Tun. Freilich gefällt ihr dieses nicht immer, dann meldet sie sich als Gewissen in ihm. Deshalb sei jedem ans Herz gelegt: Wer auf sein Gewissen hört, hört auf seine Seele und somit Gott in sich.

 

Von Undine