Der Gottesgeist verdichtet sich zu Seelen, Individuen seinerselbst. Diese streben wie er nach Harmonie, benötigen jedoch für Kennenlernen von Gefühlen viele Erfahrungen. Erfahrungen beginnen von den ersten Grundempfindungen an (kalt-warm, hell-dunkel, nass-trocken und so weiter). Deshalb inkarnieren frischbackene und noch erfahrungslose Geistseelen zunächst in einfache Lebewesen wie Einzeller, Pflanzen und niedere Tierarten, um durch sie diese allerersten, wichtigen Grunderfahrungen zu erwerben. Alle Erfahrungen werden von Anfang an gespeichert.
Die materielle Natur ihrerseits entwickelt sich ebenfalls. Unterschiedliche Umwelteinflüsse sorgen für die unterschiedliche evolutionäre Entwicklung der körperlichen Lebewesen. So bilden sich unterschiedliche Eigenschaften, Abwehrmechanismen, Fähigkeiten, körperliche Besonderheiten heraus und es kommt zu einer enormen Artenvielfalt. Ich sehe die Entwicklung der Natur als eine Art Mechanismus an, der – einmal ins Rollen gebracht – eigenständig fortschreitet. Gott schuf die Voraussetzungen, doch dann greifen die natürlichen Gesetze von Ursache und Wirkung.
Zurück zu den Seelen. Generell gilt: Jede Seele sorgt für das Lebendigsein ihres fleischlichen Lebewesens. Sobald sie den Körper verlässt, stirbt er ab. Eine junge, erfahrungslose Seele inkarniert zunächst in ein einfaches, niederes Lebewesen, um allererste fundamentale Erfahrungen zu machen. Wenn diese verarbeitet und eingespeichert sind, inkarniert sie in Tiere verschiedener und immer höherer Arten, um weitere Erfahrungen zu sammeln und endlich auch Gefühle kennenzulernen. Ich denke, sie inkarniert stets in das Lebewesen, das zu ihr passt, also ihrem jeweiligen Entwicklungsstand entspricht. Aber sie steuert das Verhalten des Geschöpfes nicht, das ist ganz wichtig. Gott – und die Seelen sind ja Gott – mischt sich nicht ein und schreibt nichts vor. Nur so werden verschiedene notwendige Erfahrungen und Gefühle möglich, auch negative.
Es geht um die Bewusstseinsentwicklung der Seelen vom Kleinen zum Großen. Deshalb kann es keine unterschiedlichen Seelenarten wie Pflanzen- oder Tierseelen geben, sondern nur Seelen und ihren Entwicklungsstand. Hätte der Gottesgeist reine Pflanzenseelen oder reine Tierseelen geschaffen, die das, was sie sind, ewig bleiben müssten und niemals eine Weiterentwicklung erfahren dürften, dann wäre das unfair von ihm und ein Fluch für diese armen Seelen. Das kann einfach nicht sein! Der Gottesgeist strebt nach Harmonie und dazu gehört nunmal Veränderung und Entwicklung und vor allem Chancengleichheit für alle seine Seelen.
Im übrigen könnte man die Existenz von Pflanzen und Tieren auf der Erde als Beweis dafür sehen, dass Gottes Erschaffungsphase von Seelen noch nicht abgeschlossen ist. Immer wieder inkarnieren frischbackene Seelen darin, um erste Erfahrungen zu machen. Doch irgendwann gibt es unsere Sonne und ihre Planeten, auch die Erde, nicht mehr. Dann ist die Aufgabe unseres Sonnensystems als Schule für Seelen erfüllt. Doch Myriaden anderer Sonnen existieren im Weltall. Was dort geschieht, wissen wir nicht. Aber wir können davon ausgehen, dass es überall Leben und Entwicklung gibt. Wozu sonst hätte der Gottesgeist all diese Gestirne erschaffen? Wozu?
Jede Seele wird irgendwann ein erwachsenes göttliches Individuum sein, Liebe und Weisheit voll bewusst in sich vereinend. Sie ist Gott in Person, war es von Anfang an – mit dem Unterschied, dass sie nun reich an Erfahrungen und Gefühlen ist, was sie eben vorher nicht war. Ich denke, dass auf solche erwachsenen Seelen großartige, edle Aufgaben warten. Vielleicht gehört die Schaffung eigener Welten dazu…

 

Von Undine