Weihnachten glücklich verleben und nicht in Stress ausarten zu lassen, halte ich für machbar. Man muss es nur wollen und gewisse Regeln einhalten.

Als erstes sollte man sich vorher um die materiellen Dinge kümmern. Das sind zum einen die Geschenke und zum anderen das Essen, was beides nicht auf den letzten Drücker besorgt werden sollte.
Die richtigen Geschenke schenkt man, indem man geschickt oder auch direkt erfragt, was der zu Beschenkende gern haben möchte. Einen Überraschungseffekt erzielen zu wollen, halte ich für riskant. Das kann bei Kindern sehr traurig enden. Man muss nicht viel schenken, aber es sollte schon die Erfüllung eines Herzenswunsches sein. Das oder die Geschenke werden natürlich streng bis zum Heiligen Abend weggelegt.

Was das Essen betrifft, so sollte man, gerade wenn man Kinder hat, alle Jahre wieder zu Weihnachten die gleichen Speisen zubereiten. Das schafft Tradition. Das genießen alle in der Familie. Diese feste Tradition wird von den erwachsenen Kindern meistens sogar fortgeführt oder zumindest in lieber Erinnerung behalten. Die Ideen mancher Back- und Kochzeitschriften, ein „Weihnachtsmenü mal ganz anders“ auf den Tisch zu bringen, halte ich für unmöglich und riskant. Denn wenn es nicht schmeckt oder auch einfach nur anders schmeckt als sonst an Weihnachten, dann ist die ganze Weihnachtsstimmung dahin, ganz sicher.
Eine weitere Regel ist das Schmücken der Wohnung, vom ersten Dezember an. In der Weihnachtszeit darf es ruhig etwas üppiger sein als sonst. Das Wort „Kitsch“ darf man ruhig beiseite schieben. Auch beim Schmücken befürworte ich die Verwendung der immer wieder gleichen Dekogegenstände, die einem vertraut sind und liebe Erinnerungen wecken. Vorsichtig können neue Dekogegenstände dazu kommen und alte Dekos weggelassen werden. Doch unerlässlich ist die Absprache hierfür. Zu groß ist die Gefahr, dass jemand tieftraurig wird, weil etwas weggeworfen wurde.
Ein wichtiger Aspekt in der Vorweihnachtszeit und an den Weihnachtstagen ist das Familienleben. Wenn man sonst im Laufe des Jahres nur wenig gemeinsam macht, weil jeder andere Interessen hat – in der Weihnachtszeit sollte man das bewusst ändern. Natürlich in Maßen, keiner will rund um die Uhr aufeinander hocken. Aber ein schönes Brett- oder Kartenspiel am Nachmittag, während die Kerzen flackern, das macht doch Spaß und bindet. Auch ein gemeinsamer, konsequent gemeinsamer Spaziergang, der ja nicht ewig dauern muss, macht letztendlich Spaß und schafft schöne Erinnerungen, ganz besonders, wenn Schnee liegt. Ein alle Jahre wieder gemeinsam geschauter, wohlbekannter Weihnachtsfilm ist schön, auch wenn man schon so manche Passage dabei wortgetreu mitsprechen kann. Das gemeinsame Lachen bindet, und die Kinder genießen es, gemeinsam mit den Erwachsenen Freude zu haben. Auch hier unterstreicht der schön gedeckte Tisch mit Kerzen und Naschereien und Gebäck das weihnachtliche Flair und den Genuss.
Apropos Genuss: ich halte es für unverantwortlich, an den Weihnachtstagen Alkohol zu trinken. Nach anfänglich überschießender guter Laune kommen bald Ermüdung und bei manchen Menschen Aggressionen zum Vorschein, die alles Schöne verderben und nur noch Unglücklichkeit hinterlassen. Das darf man der Familie und dem Partner nicht antun. Wenn manch einer im Laufe des Jahres auch ab und zu trinkt, weil er meint, das zu brauchen – dagegen wird niemand etwas haben. Aber an Weihnachten sollte einem das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Familie das Trinken verbieten. Für mich ist es unfassbar, dass manche Menschen, gerade weil Weihnachten ist, besonders viel trinken, weil sie meinen, das gehöre sich so. Sie wissen nicht, was sie tun, kann ich dazu nur sagen.
Ansonsten halte ich alles für gut, was die Familie gemeinsam tun möchte. Basteln oder Singen sind wunderschöne Beschäftigungen, doch nicht jedermanns Sache. Zwang führt hier zum Gegen-Erfolg. Der gemeinsame Familien-Einkaufsbummel sollte symbolischer Art sein, hauptsächlich geprägt vom Anschauen der prachtvoll geschmückten Straßen und Gebäude und einem netten Essen. (Das wirkliche Einkaufen von Geschenken oder notwendigen Dingen sollte man lieber alleine tun.)
Ganz fest in die Köpfe der Kinder prägt sich das Backen ein. Der Duft, der durch das Haus zieht, das ist Liebe pur. Die Kinder dürfen helfen, müssen es aber nicht zwingend. Das Kosten noch warmer Plätzchen sollte unbedingt erlaubt werden.
Besuch zu Weihnachten halte ich nur in geringer Anzahl für gut. Sonst artet es für die Hausfrau wieder in Stress aus. Und so richtig kommt keiner auf seine Kosten, wenn zu viele Leute beisammen sind.
Das Ansprechen von Problemen ist in der Weihnachtszeit absolut unangebracht. Die kann man später besprechen, sie rennen bestimmt nicht weg.
Es gibt so viele Möglichkeiten, in der Familie Weihnachtsrituale auszuleben. Man könnte noch viel mehr aufzählen. Einzig wichtig dabei ist, dass alle Familienmitglieder es so wollen und schön finden, und dass jeder Einzelne, besonders wenn er alt genug ist, sich seines Handelns genau bewusst ist. Dann kann einem glücklichen Weihnachten nichts mehr im Wege stehen.

Friederike Müller

Von hemueveg