Eine Uhr, die, weil ihre Energiequelle versagt hat oder aufgrund eines Defektes, stehen geblieben ist, soll genauer gehen als eine Uhr, die funktioniert?
Nun, zumindest kann man dies mit einem kleinen Augenzwinkern erklären. Denn die stehen gebliebene Uhr mit 12-Stunden-Zifferblatt zeigt zumindest zweimal am Tag exakt die richtige Uhrzeit an. Vielen funktionierenden Uhren ist dies oft nicht gegönnt, da sie beispielsweise um winzige Sekündchen nicht genau gehen. Quarzgesteuerte Uhren beispielsweise leiden oft an einer Gangabweichung von bis zu drei Sekunden pro Tag. Selbst Funk-Armbanduhren sind nicht immer auf die tausendstel Sekunde genau. Manche von ihnen gleichen die Uhrzeit auch nur zweimal am Tag mit der Atomuhr in Braunschweig ab.
Und selbst das ist ja nicht korrekt, da die Uhr nicht wirklich in Braunschweig steht. Sie befindet sich in Mainfliegen bei Frankfurt. Die PTB, also die Physikalisch Technische Bundesanstalt in Braunschweig, übernimmt lediglich die Kontrolle.
Die genauesten Atomuhren weichen derzeit etwa eine Sekunde in 20 Millionen Jahren ab – und sind damit immer noch ungenauer als die defekte Analoguhr an zwei Zeitpunkten pro Tag. Vergleichsweise entscheidender ist dabei die Korrektur der Zeit, die ab und an am Jahresende vorgenommen wird. So war zum Beispiel das Jahr 2006 um eine Sekunde verlängert worden.
Dass uns die defekte Uhr dennoch keine Hilfe ist, kann natürlich leicht erklärt werden. Sie zeigt eben nur zweimal am Tag für einen unendlichen Teil der Sekunde die richtige Zeit an, den Rest des Tages verhöhnt sie uns mit Falschmeldungen. Noch schlimmer ist allerdings, dass die defekte Uhr uns keine Information darüber gibt, wann sie genau geht, sonst könnte man sich ja daran orientieren. Nur eine korrekte Uhr könnte uns einen Vergleichswert liefern.
Was kann man also mit einer Uhr anfangen, die stehen geblieben ist? Zum Beispiel reparieren, was manchmal nur heißt, sie mit einer neuen Batterie zu versorgen oder wieder aufzuziehen. Selbst die neue Batterie ist nicht immer sofort notwendig. Manchmal kann man die Stromzelle durch geschickte Bewegungen oder Säuberungsaktionen dazu bewegen, noch einmal ein paar Stunden durchzuhalten.
Oder man verwendet die Uhr, um anzuzeigen, wann bestimmte Vorgänge angesagt sind. Das übernimmt beispielsweise die irreparable Frühstücksuhr, die sagt: Um 9 Uhr ist Pause. Oder die Feierabenduhr, die zum Räumen des Arbeitsplatzes aufruft.
Allerdings machen diese Uhren das meist lautlos und völlig unmotiviert rund um sich selbst.
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by Timo Kuester (autorenteam@armbanduhren-welt.de)