Der Begriff „Nachwachsende Rohstoffe“ wird als Oberbegriff für alle landwirtschaftlichen Produkte verwendet, die nicht als Nahrung oder Tierfutter verwendet werden. Daher sind nachwachsende Rohstoffe keinesfalls ein neues Thema. Die Herstellung von Kleidung aus Fellen oder Wolle und der Bau von Holzhäusern sind seit Jahrtausenden bekannt. Neu ist allerdings, dass nachwachsende Rohstoffe intensiv zur Energiegewinnung genutzt werden. Biomassenkraftwerke spielen eine zentrale Rolle in der geplanten Umstellung der Stromversorgung auf regenerative Energien und die Nutzung von Biodiesel als Kraftstoff für Autos ist längst zur Standardtechnologie geworden.

Nachhaltigkeit – Zu kurz gedacht

Die anfängliche Euphorie war groß: Bei der energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe (wie z.B. im Falle von Jatropha) wird CO2 nur in dem Umfang freigesetzt, wie es zuvor beim Wachstum der Rohstoffe gebunden wurde. Durch eine Beschränkung dieser Art der Nutzung auf nachwachsende Bestände wird also ein geschlossener Kreislauf geschaffen, der nicht zu den globalen CO2-Emissionen beiträgt. Übersehen wurde dabei anfänglich, dass die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen dadurch sprunghaft anstieg, weswegen neue Anbauflächen gewonnen werden mussten. Dies erwies sich in zweierlei Hinsicht als höchst problematisch. Viel dieser Anbauflächen wurden durch Rodungen von Wäldern oder Abbrennen von Torfmooren gewonnen. Die Gewinnung zusätzlicher Anbauflächen erfolgte also nicht klimaneutral, sondern erwies sich als in so hohem Maße klimaschädlich, dass die CO2-Bilanz nachwachsender Rohstoffe teilweise ungünstiger war als die fossiler Brennstoffe. Während diesem Problem durch entsprechende Nachhaltigkeitsverordnungen relativ wirkungsvoll begegnet werden konnte, blieb das zweite Problem bislang ungelöst: Nachwachsende Rohstoffe werden oft auf Flächen angebaut, die ursprünglich der Ernährung der einheimischen Bevölkerung dienten. Zwar stehen z.B. mit Jatropha Alternativen zur Verfügung, die auch auf kargen Böden wachsen und damit keine bislang landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen benötigen, aber ein Anbau in solchen Regionen scheitert bislang oft an der fehlenden Verkehrsanbindung.

Klau-Martin Meyer, info[]consulting4food.de