Als wir unsere Hündin Ronja damals im Frühling im Alter von acht Wochen zu uns holten, setzten wir sie in unserer Küche ab und hockten uns zu ihr auf den Boden. Wir sprachen freundlich mit ihr, streichelten sie und spielten mit ihr. Sie sollte uns kennenlernen.
Klein-Ronja war gut drauf. Sie rannte von einem zum anderen und schien sich recht gut zu fühlen. Sie war ein sehr aufgeschlossener Welpe, von Angst keine Spur.

Nur eines fiel uns auf. Sie hockte sich alle zehn Minuten hin und machte pipi. Wir nahmen sie jedesmal dabei hoch und setzten sie sanft auf der vorbereiteten Zeitung bei der Tür ab. Dort machte sie dann unter viel Lob ihr Geschäftchen zu Ende.
Das Ganze wiederholte sich noch etliche Male an diesem Tag.
Plötzlich, es war noch immer der gleiche Tag, sahen wir erstaunt, dass unser Hundebaby freiwillig auf die Zeitung zutapste und dort ihr Pipi machte. Zuerst dachten wir, das sei bloß Zufall gewesen. Aber nein, kurz darauf ging sie wieder auf die Zeitung, um dort bewusst ihr Pfützchen zu machen. Und wieder und wieder.
Es war unfassbar. Unsere kleine Ronja war so klug und gelehrig, dass sie an ihrem ersten Tag bei uns gelernt hatte, für ihr Geschäft auf die Zeitung zu gehen und nicht irgendwo hinzumachen. Normalerweise braucht ein Hundebaby für diesen Lernerfolg mehrere Tage.
Wir waren so stolz auf Ronja.
Übrigens, der Tierarzt hatte schnell die Ursache für Ronjas Dauerpipi erkannt. Sie hatte sich bei den Leuten, wo sie geboren wurde (die Wurfkiste befand sich in einer kalten Garage), die Blase erkältet.
Bei uns schlief sie in der warmen Küche, und damit sie nicht traurig werden konnte, schlief mein Mann im Feldbett ebenfalls in der Küche. Jeden Morgen, wenn ich ihn weckte, lag Ronja eingekuschelt neben ihm im Bett. (Eigentlich sollte sie in ihrer eigenen weich gepolsterten Kiste schlafen. Aber klug, wie sie war, wartete sie, bis mein Mann eingeschlafen war, und kletterte dann zu ihm ins warme Bett.)
Ihre Blasenentzündung wurde sie jedenfalls sehr schnell los.

Undine März

Von hemueveg